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Von der Wasserburg zum Gemeindezentrum
Grundrisss der mittelalterlichen Burganlage |
Der erhaltenen Kernburg mit dem quadratischen Turm stand die südliche Vorburg gegenüber. Deren Südost- und Südwestbegrenzung bildeten zwei runde Türme. Damit bestanden zwei annähernd fünfeckige Gebäudekomplexe: Der nördliche Bau war die enge, geschlossene Kernburg, der südliche ein nach Westen geöffneter Hof, vor dem sich an dieser Seite eine gefällige Parkanlage des 18. Jahrhunderts erstreckte. Die dem Dorf zugewandte geschlossene Front der Anlage zeigte vor 1947 neben dem dominanten Turm einen lebhaften Wechsel unterschiedlicher Gebäude, deren einziger Zugang durch das Torhaus führte. Es ist kaum verwunderlich, das sich ältere Niederroßlaer gern daran erinnern, wie sie in ihrer Jugend Besuche und Erkundungsgänge in diesem geheimnisvollen und märchenhaft anmutenden Schloss unternahmen. |
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1947 erfolgte der Abriss des südlichen Gebäudekomplexes und des Torhauses, in dem die Pächterwohnung lag. |
Während das Schloss als Verwaltungssitz allmählich an Bedeutung verlor, florierte die Landwirtschaft des Kammergutes. Östlich des Schlosses wurden die Wirtschaftgebäude immer größer und überflügelten nach ihrer Größe das alte Schloss. Die Bewirtschaftung durch Pächter fand kontinuierliche Fortsetzung und endete erst mit dem Jahr 1945. Mit der weiteren Entwicklung im Osten Deutschlands nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam es nicht nur zur Flächenaufteilung von Ritter- und Staatsgütern an Neubauern und Landlose. In Ermangelung von Baumaterial für die Neubauernhäuser wurde 1947 angewiesen, die Gebäude großer Landgüter für diese Zwecke zu nutzen und abzureißen. Vielerorts verschwanden daraufhin Teile landwirtschaftlicher Güter oder komplette Anlagen in kurzer Zeit aus dem Dorfbild, ohne das dem grundsätzlichen Baustoffmangel entscheidend abgeholfen worden wäre. |
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1953 kam es zu einer ersten denkmalpflegerischen Bauaufnahme der Überreste. Dabei fand man eine weitgehend leer stehende ungenutzte Anlage vor. Der südliche Komplex war verschwunden, von der Kernburg war der Südflügel bereits auf das Erdgeschoss reduziert. Im Westteil und im gesamten Dachbereich bot sich ein desolates Bild. Erste Nutzungsvorschläge unterbreitete 1966 das Institut für Denkmalpflege nach Abstimmung mit den Wünschen der Gemeinde. 1975 fanden die Bau und Sicherungsarbeiten ihren vorläufigen Abschluss. An denkmalpflegerisch wertvoller Substanz wurden weite Teile der fassade erhalten; im Inneren war die Restaurierung der profilierten Holzbalkendecke des 16. Jahrhunderts im Nordflügel vordringliches Ziel. 1995 erfolgte schließlich die bauliche Sicherung des Ostflügels. Der Abriss von Teilen der Schlossanlage bedeutet einen unwiederbringlichen Verlust historischer Bausubstanz. Doch in der wechselvollen Geschichte der Anlage und in dem verbliebenen Bestand schlummern reiche touristische Potenziale. Die zahlreichen Wasserwanderer und die Nutzer des Ilmradwanderwegs sind für neue Angebote rund um die alten Gemäuer mit Sicherheit zu gewinnen. |